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Günzburger Zeitung

Die weltweit gefeierte Sopranistin hat persönliche Kindheitserinnerungen an das Fest der Feste in eine Doppel-CD gepackt. Und das ist nicht bloße Gefühlsduselei.

Die Plattenfirma habe bei ihr schon seit Längerem nachgefragt. „Aber es ist nie der richtige Moment gewesen“, sagt die Günzburger Starsopranistin Diana Damrau, die auf den Opernbühnen dieser Welt zu Hause ist und doch nicht vergessen hat, woher sie kommt. Während der PandemieZeit ist dann dieser Augenblick da gewesen, und vage Pläne reiften zu einem Projekt heran, deren Ergebnis nun als CD zu hören ist: „My Christmas“ heißt der wohl persönlichste Tonträger der 51 Jahre alten Künstlerin, die sich damit auch zurückerinnert, wie sie als Kind das Fest der Feste erlebt hat.

In dem Booklet gibt Damrau in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch) Auskunft, dass die Adventszeit für sie als Kind etwas Besonderes gewesen sei: „Als kleines Mädchen saß ich in der Weihnachtszeit oft auf dem Fenstersims, der von unten beheizt wurde, Kissen um mich herum und ein paar Plätzchen zum Naschen. Ich habe den tanzenden Schneeflocken zugeschaut und dabei meine Hörspiele mit weihnachtlichen Geschichten, Gedichten und Liedern angehört.“

Alle Kindheitserinnerungen und Lieblingslieder, die Heiteren wie die Stillen, seien in dieses Album eingebunden. Deshalb hat sich Damrau auch durchgesetzt, dass der überwiegende Anteil der weihnachtlichen Kompositionen und der Weihnachtslieder auf Deutsch gesungen wird, wenngleich mit der Produktion ein internationaler Markt bedient werden soll. Aber als Kind sang die kleine Diana nun mal „Stille Nacht, heilige Nacht“. Jenes Lied gehörte am Heiligen Abend zu den gepflegten Ritualen im Hause Damrau. Als ein Glöckchen klingelte, wussten die Anwesenden, dass es an der Zeit war, sich vor der noch geschlossenen Wohnzimmertür zu versammeln. Die Mutter legte eine Schallplatte auf. Kirchenglockengeläut war zu hören. Dann öffnete sie die Tür zum Wohnzimmer. Aus der Dunkelheit „strahlte uns das Kerzenlicht des Christbaums entgegen“, berichtet Diana Damrau aus ihrer Erinnerung. Es habe nach Mandarinen und Plätzchen gerochen. Und dann folgte…nicht die Bescherung. Die Familie samt Großeltern sang das wohl internationalste aller Weihnachtslieder: eben das von der stillen und Heiligen Nacht. „In einer Tonlage, mit der alle etwas anfangen konnten. Da war nichts auf mich zugeschnitten“, ergänzt die Opernsängerin. Erst danach ging es langsam an die Geschenke und ans gemeinsame Essen. Und anschließend zur Christmette in die Hofkirche. Dass traditionelle Weihnachtslieder ebenso ausreichend Platz finden wie Stücke von Händel, Bach und Mozart ist einer Zweiteilung zu verdanken, die einer Verdoppelung gleichkommt. Denn Damraus Weihnachtsalbum ist eine Doppel-CD, aufgeteilt auf „Selige Weihnacht“ und „Festliche Weihnacht“.

Eineinhalb Jahre hat sich die Sopranistin für die Planung und deren Umsetzung Zeit genommen. Eingespielt wurden die Aufnahmen unter anderem im Frühjahr zu einem Zeitpunkt, als Diana Damrau auch mit dem Deutschen Ärzteorchester in Günzburg aufgetreten ist und zugunsten der Hospizarbeit im Landkreis Mozart Arien gesungen hat. Beteiligt an der CD sind neben verschiedenen Soloinstrumentalisten die NDR-Radiophilharmonie, der Knabenchor Hannover und der Norddeutsche Figuralchor.

Damrau ist es nach eigenen Worten nicht darum gegangen, irgendeine Weihnachts-CD auf den Markt zu werfen – so wie es gewissermaßen zum guten Ton einer jeden Sängerin und eines jeden Sängers gehört. Die Musik solle dazu beitragen, besser innehalten zu können, gute Energie und Kraft zu empfangen und sich auf das zu besinnen, was Weihnachten wirklich ausmacht. Ein „regelrechter Geschenke-Tsunami“ gehöre nicht dazu. Die Günzburgerin ist fest davon überzeugt, dass jede und jeder – wenn die eigene seelische Balance gefunden ist – die Welt ein Stückchen besser machen kann. Und trotz aller Krisen, die zu bewältigen seien, dürften Hoffnung und Zuversicht dabei als Kraftquellen nicht verloren gehen. Diana Damrau formuliert es anders: „Wenn schon außen die Lichter ausgehen, dann müssen wir das Licht in uns anzünden und die Botschaft von Weihnachten weitertragen.“

Die Mutter zweier Buben tut das beispielsweise in ihren fünf Weihnachtskonzerten, die in den nächsten Wochen in Baden-Baden (11. Dezember), München (13. Dezember), Hamburg (17. Dezember), Wien (20. Dezember) und Essen (22. Dezember) auf dem Programm. Für die meisten Konzerte gibt es noch Restkarten. Kommende Woche geht es aber erst einmal nach Stockholm. Dort macht sie im Konserthuset der schwedischen Hauptstadt am 8. Dezember den Nobelpreisträgern ihre musikalische Aufwartung. „Was für eine Ehre, eingeladen worden zu sein“, sagt sie.

Im Fernsehen ist Diana Damrau außerdem zu sehen: Im ZDF wird am dritten Adventssonntag (11. Dezember, ab 17.55 Uhr) ein festliches Adventskonzert in der Dresdner Frauenkirche mit ihr ausgestrahlt. Zu Gast war sie im Erzgebirge in Annaberg-Buchholz beim Konzert von Jonas Kaufmann, das ebenfalls im ZDF zu sehen sein wird – am 24. Dezember (19.15 Uhr). Und Mitte der Woche drehte der BR mit ihr in Günzburg. Auch das wird demnächst im TV gesendet, nämlich am 18. Dezember um 18.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen. Diana Damrau berichtet dann aus ihrer und über ihre Heimat. Und über Weihnachten. Ihr Günzburger Weihnachten.