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Wärmende Erinnerungen

RONDO Magazine

Pünktlich zur Adventszeit wirft die Sopranistin einen musikalischen Blick zurück in ihre Kindheit.

„Egal wie abgeklärt und sachlich man sich im Alltag auch geben mag. Spätestens, wenn die Tage wieder kürzer werden und sich der Advent ankündigt fallen wir doch alle wieder ein Stück weit in unsere Kindheit zurück, sehnen uns nach Traditionen und Familienritualen. Da werden dann endlich die seit September in den Supermärkten aufgetürmten Lebkuchen gekauft, oder lieber gleich selbst mit dem Nachwuchs gebacken.

Als leidenschaftlicher Weihnachtsfan outet sich nun auch Diana Damrau, die mit ihrem neuen Album den passenden Soundtrack beisteuert. „My Christmas“ zeigt die Sopranistin einerseits so, wie sie ihre Fans kennen und lieben. Mit reich verzierten Virtuosenstücken aus der Feder von Händel, Bach oder Mozart unter die sich geistliche Werke von César Franck und Jan Dismas Zelenka mischen. Vor diesem festlichen Arienreigen lässt sich aber auf der ersten CD des Doppelalbums eine ganz andere Seite der Sängerin kennenlernen. Das signalisiert im Booklet bereits ein Bild aus dem Fotoalbum der Familie Damrau, welches die kleine Diana im Alter von zweieinhalb Jahren zwischen Weihnachtsgebäck und Adventskranz zeigt.

Ergänzt wird dieser Blick in die Vergangenheit durch jene Lieder, die damals in ihrem Elternhaus gesungen wurden. „Sich wieder auf das Ursprüngliche besinnen“, dieser Gedanke stand für die Sopranistin im Zentrum. Wenn sie davon erzählt, wie sie als Kind auf der Fensterbank sitzend mit Plätzchenduft in der Nase die Schneeflocken beobachtete. Oder vom ungeduldigen Warten, bis die Wohnzimmertür endlich den Blick auf den hell erleuchteten Baum freigab. Das klingt durchaus ein bisschen kitschig. Ist es vielleicht sogar. Aber gerade zur Weihnachtszeit lässt man sich ja bekanntlich gerne mal mit solchen Geschichten von innen heraus wärmen. Und so nimmt man es Damrau durchaus ab, wenn sie sich wünscht, dass es uns allen gelingen möge „insbesondere in der heutigen Zeit der Unrast die innere Ruhe wieder einkehren zu lassen“.

Dazu gehört in ihrem mittlerweile mehrsprachigen Haushalt natürlich auch Musik. Und so vereint das Album neben deutschen Weihnachtsklassikern wie „Leise rieselt der Schnee“ und „O Tannenbaum“ ebenso italienisches, französisches, baskisches oder provenzalisches Liedgut. Gekrönt mit der gleich in vier Sprachen abgefeierten „Stillen Nacht“. „Wir haben es auf dem Album zweimal orchestriert. Einmal international und einmal kombiniert mit Kirchenglocken, wie bei mir zu Hause an Heiligabend – zum Nachempfinden oder Ausprobieren mit der eigenen Familie.“

Für diese und andere Arrangements zeichnet dabei Richard Whilds verantwortlich, mit dem die Sängerin lange an der richtigen Mischung feilte. „Richard spielt dabei mit großem Orchester, kleineren Ensembles, integriert Soloinstrumente und schafft somit eine wunderbare Vielfarbigkeit. Für diese CD war es mir besonders wichtig, dass sie vom Geist der Weihnacht erfüllt ist, aber auch eine gewisse Schlichtheit behält. Die Kunst liegt in der Einfachheit.“ Dies sollte man in der oft alles andere als „Stillen Zeit“ nicht vergessen.