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Bildrechte: Elisabeth Möst: BR

Die Sopranistin Diana Damrau ist ein weltweit gefragter Opernstar und sang neulich sogar in Oslo beim Konzert für die Nobelpreisträger. Nun hat sich die gebürtige Günzburgerin einen lang gehegten Traum erfüllt und ein Weihnachtsalbum aufgenommen.

Als Rachegöttin, todunglückliche oder dem Wahn verfallene Frau – in diesen Rollen kennt man die Sopranistin Diana Damrau. Doch dann kam Covid. In dieser Zeit kümmerte sie sich viel um ihre Familie, aber auch um sich selbst. Die Opernpartituren der “crazy angry women” warf sie in die Ecke und holte ihre alten Noten zur Kirchenmusik wieder hervor, Lieder ihrer Kindheit.

Die erzwungene Ruhephase ermöglichte Diana Damrau, sich einen Wunsch zu erfüllen: ein Album mit Weihnachtsliedern. Ganz persönlich, mit festlichen Arien, geistlicher Kirchenmusik, aber auch den traditionellen Weihnachtsliedern ihrer Kindheit.

Paraderollen: Traviata, Juliette, Königin der Nacht

In der Opernszene ist Diana Damrau schon lange eine Größe, zu deren Paraderolle auch Mozarts “Königin der Nacht” zählte. Der Opernstar ist seit zwei Jahrzehnten auf den großen Bühnen der Welt zu Gast. In der Mailänder Scala, der Met in New York und der Pariser Oper hatte sie umjubelte Auftritte. Die Kammersängerin der Bayerischen Staatsoper ist mit zahlreichen Klassik-Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. 2021 bekam sie das Bundesverdienstkreuz für ihre kulturellen und gesellschaftlichen Verdienste. Anfang Dezember konzertierte sie vor dem schwedischen Königspaar und den Nobelpreisträgern in Oslo.

Die Sopranistin ist im schwäbischen Günzburg aufgewachsen, wohnte mit ihren Eltern und ihrem Bruder bis zum Abitur in der Innenstadt. Ihrer Heimat ist sie bis heute eng verbunden. Das Stimmtalent entdeckt und gefördert hat die rumänische Opernsängerin Carmen Hanganu. Sie blieb Damraus Lehrerin, auch während ihres Gesangstudiums an der Musikhochschule in Würzburg. “Sie hat mir gesagt, du musst auch einen utopischen Traum haben, auch wenn er sich vielleicht nicht erfüllt. Und dann dachte ich: Ich als bayrische Blondine singe auf der Bühne der Mailänder Scala ‘La Traviata’.” Dieser Traum ging im Verdi-Jahr tatsächlich in Erfüllung. Ihr persönliches Karrierehighlight, war das, ihr “Mount Everest”, sagt sie.

“Keine crazy, angry women mehr”, lieber Weihnachtslieder

Trotzdem gehört “La Traviata” nach wie vor zu ihren Lieblingsrolle, genauso wie Gounods Juliette. Virtuos meistert sie das Paradestück für Koloratursopran, die Glöckchenarie aus der Oper Lakmé. Auch das dreigestrichene F von Mozarts “Königin der Nacht” ist für Diana Damrau kein Problem. Inzwischen bevorzugt sie die leiseren Töne. Bei den Festspielen 2022 brillierte sie in der Rolle der kunstsinnigen Gräfin in “Capriccio” an der Bayerischen Staatsoper.

Die aktuellen Krisen haben aber auch ihren Blick auf ihr berufliches Leben verändert: Sie möchte nur noch machen, was ihr wichtig ist, Zuversicht und Freude weitergeben, durch ihre Musik, erzählt Diana Damrau. “Jetzt braucht die Welt etwas für die Seele. Jetzt braucht die Welt etwas Hoffnung und was Tröstendes. Weihnachten ist für mich das größte Fest, das Fest des Lichts.”

Heute ist die vielbeschäftigte Sopranistin an Weihnachten eher selten bei ihren Eltern Rainer und Sybilla in Günzburg. Auch ihr Bruder Ralf lebt mit seiner Familie in München. Dennoch versuchen sie immer, sich in der Weihnachtszeit zu sehen. Diese Treffen sind der Familie wichtig. Traditionen wie gemeinsames Singen oder Backen spielten für Diana Damrau als Kind eine wichtige Rolle. Eine Erinnerung daran ein ist alter Super-8-Film, der Mutter und Tochter beim Plätzchenbacken zeigt, einen Nikolausbesuch, Oma und Opa an Weihnachten und Diana singt “O Du Fröhliche”.

Weihnachten bei den Damraus: Diana suchte die Engel

Dass Diana Damrau heute eine weltweit gefragte Opernsängern sein würde, war damals noch nicht klar. “Ich war schon etwas skeptisch mit dem Singen”, gibt ihr Vater Rainer Damrau zu. Ihm sei wichtig gewesen, dass Diana nach der Schule erst mal eine Lehre mache. “Und du hast gesagt, ich kann ja immer noch heiraten”, lacht sie in Richtung ihres Vaters.

Wie in vielen Familien wurde der Heilige Abend bei den Damraus zelebriert. Diana dachte in ihrer Kindheit lange, der Christbaum werde von Engeln zusammen mit ihrer Mutter geschmückt. “Die Kinder waren natürlich aufgeregt, die haben immer durchs Schlüsselloch gespitzt. Diana hat dann mal gemeint, sie hätte einen Engel gesehen, und was Goldenes. Ralph schaute eher nach Spielsachen”, erinnert sich Mutter Sybilla an einen Heiligabend.

Diana Damrau besteht an Weihnachten auf gemeinsames Singen

“Ihr habt ja das Schlüsselloch immer zugeklebt. Ich wollt durchschauen und hab nichts gesehen”, beschwert sich Dianas Bruder Ralph. Dann machte es plötzlich “Klingeling” und die Türe ging auf. “Für mich war das ein echtes und prägendes Erlebnis, weil man da wirklich den Moment der Stille und der Andacht hatte. Mit der Freude, den Geschenken, dem schönen Baum, dem gemeinsamen Singen, Oma mit ihrer schönen Stimme, ihrem Vibrato: Das war toll! Und Opa, der gebrummt hat”, erinnert sich Diana Damrau an die Weihnachtsfeste als Kind zurück.

Heute feiert die Opernsängerin mit ihrer Familie Weihnachten ganz ähnlich wie damals: “Wenn wir zuhause sind, dann machen wir das genau so. Kirchenglocken, alles dunkel und dann gemeinsames Singen. Darauf bestehe ich, weil das wirklich ein wundervoller Moment am Heiligabend ist”, sagt Diana Damrau.

Die Günzburger Frauenkirche war ihr zweites Zuhause

Früher hat Diana Damrau oft die Günzburger Frauenkirche besucht – zur Christmette oder zum heimlichen Singen. Als Kind saß sie mit Oma und Mama jeden Sonntag in der ersten oder zweiten Reihe. Für sie sei die Kirche wie ein zweites Zuhause gewesen. Als Studentin habe sie hier viele Hochzeiten gesungen. “Ich bin eine Christin – frei praktizierend – mit buddhistischem Einschlag”, beschreibt sich die Kammersängerin selbst.

“Die Frauenkirche mit den Engeln, dieses Leichte, das Festliche, das Tröstende, dieses Friedvolle und diese Schönheit: Das gibt mir Hoffnung. Und über allem steht für mich die Kirchenmusik”, sagt Diana Damrau. Mit einem ihrer Lieblingslieder, einem Weihnachtslied, hat sie sich auch bei ihrer Gesangslehrerin Carmen Hanganu vorgestellt.

“Dankbar, dass ich endlich Weihnachtslieder singen darf”

Beim Bummeln auf dem Günzburger Weihnachtsmarkt trifft Diana Damrau oft auch alte Bekannte und hat Zeit, die Adventsstimmung zu genießen: Ein seltener Momente, denn gerade vor Weihnachten hat sie oft besonders viele Auftritte. Hier hat sie auch die Möglichkeit, ein paar Weihnachtsgeschenke zu kaufen. “Dieses Schenken bedeutet nicht einen Tsunami an irgendwelchem Zeug, sondern es bedeutet, ich suche mir mit Liebe speziell für die Person etwas aus, die ich beschenken möchte. Und dann werden beide beschenkt. Die Person freut sich, und ich freue mich auch wahnsinnig”, sagt Diana Damrau.

Im Christentum sei das Licht der Welt geboren. “Nicht reich, irgendwo in einem Palast, sondern als schutzloses Baby in einer Krippe, in größter Armut: Das ist die Liebe. Und ich finde das so wunderschön und gerade jetzt in dieser Zeit unglaublich wichtig, das an einen ranzulassen, sich die Zeit zu nehmen und sich nicht hetzen zu lassen. Deswegen bin ich auch so dankbar, dass ich jetzt endlich mal Weihnachtslieder singen darf.”

Die Sendung “Weihnachten mit Diana Damrau” läuft am 4. Adventssonntag, 18. Dezember 2022, ab 18.45 Uhr im BR Fernsehen und in der BR Mediathek.